Rechte, rassistische und antisemitische Gewalttaten stellen auch in Nordrhein-Westfalen keine Einzelfälle oder Ausnahmen dar. Sie sind vielmehr integraler Bestandteil der Geschichte und Gegenwart dieses Bundeslandes. Bereits während der 1950er-Jahre wurden zahlreiche antisemitische Übergriffe verübt. Erste rechtsterroristische Gruppen entstanden zu Beginn der 1970er-Jahre. Seit Anfang der 1980er-Jahre, als rassistische und geflüchtetenfeindliche Haltungen stärkere Verankerung in politischen und gesellschaftlichen Debatten fanden, stieg auch in NRW das Ausmaß rechter Gewalt deutlich an und forderte zahlreiche Todesopfer. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Nach staatlichen Angaben starben in NRW seit 1990 elf Personen durch rechte, rassistische und antisemitische Gewalt. Journalistische und zivilgesellschaftliche Recherchen legen jedoch nahe, dass die tatsächliche Zahl der Opfer erheblich größer ist. Erhebungen der Amadeu Antonio Stiftung zufolge wurden allein zwischen 1990 und 2014 mindestens 32 Menschen getötet. Zudem gibt es weitere ungeklärte Verdachtsfälle. Für das Jahr 2023 registrierten Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in NRW 355 Fälle rechter Gewalt mit mindestens 452 direkt betroffenen Personen. Es sind jedoch wesentlich mehr Menschen betroffen. Rechte Übergriffe sind immer auch Botschaftstaten, die sich nicht nur gegen Einzelne richten, sondern auch gesellschaftliche Wirkungen erzielen sollen.