Sibel İ. lebt mit ihrer Familie in Solingen. Ihr Leben hat zwischen Familie, Arbeit und Freundschaft stattgefunden, bis am 20. Oktober 2021 ein Brandanschlag auf ihre Wohnung verübt wurde. Mühevoll gelang es ihr, gemeinsam mit ihren Kindern den Brand zu löschen. Obwohl am nächsten Tag (es war in der Corona-Zeit) OP-Masken mit NS-Symbolen in der Nähe der Wohnung gefunden wurden, schlossen die Behörden ein rassistisches, rechtes Motiv von Anfang an aus. Vielmehr wurde die Tat als „Dumme-Jungen-Streich“ verharmlost. Sibel İ. beschreibt, dass es von staatlicher Seite kaum Hilfe gab. Sie fordert von den Behörden geschützt und bei der Suche nach einer Wohnung, in der sie sicher leben kann, unterstützt zu werden. Denn die Angst vor einem erneuten Anschlag ist immer da. Sie kämpft gemeinsam mit anderen Betroffenen rassistischer, antisemitischer und rechter Gewalt gegen die Angst und für Anerkennung, Aufklärung und Konsequenzen. Sibel İ. sagt: „Von der Gesellschaft wünsche ich mir, dass endlich mal alle gegen Rassismus aufstehen und alles melden, was damit zu tun hat.“
Das Erinnerungsschild von Sibel İ. zeigt einen Menschen, der mit gebeugtem Kopf unter einem Hammer als Symbol für die Justiz steht. Dieses Bild beschreibt das Gefühl, als Zeugin vor Gericht - im Gegensatz zu den Tätern - ganz allein zu sein und sich mehr als Schuldige denn als Betroffene vorzukommen.