Şahin Çalışır war ein ruhiger und ehrgeiziger Mensch, der gerne Sport machte und in einem Duisburger Sportverein trainierte. Er absolvierte eine Ausbildung als Industrieschlosser bei Thyssen. Am frühen Morgen des 27. Dezember 1992 wurde der damals 20-Jährige auf der Autobahn 57 bei Meerbusch getötet. Şahin Çalışır war mit zwei Freunden im Auto unterwegs, als sie von Neonazis aus Solingen aus rassistischen Gründen verfolgt und angegriffen wurden. Ihr Auto wurde gerammt und geriet in die Leitplanken. Şahin Çalışır und seine Freunde flüchteten angsterfüllt aus dem Auto. Sie hatten Angst, weil in den Jahren eine Pogromstimmung gegen Migrant*innen herrschte. Ein vorbeifahrendes Auto erfasste Şahin Çalışır, er überlebte seine Verletzungen nicht. Sein Cousin Orhan Çalışır nahm den Prozess am Amtsgericht in Neuss später als „zweiten Tatort“ wahr. Die rechten und rassistischen Hintergründe wurden nicht beachtet. Eine umfassende Aufklärung des Mordes sowie angemessene Konsequenzen für die Täter bleiben bis heute aus. Orhan Çalışır kämpft dafür, dass Şahin Çalışır nicht vergessen wird!
Das Erinnerungsschild von Orhan Çalışır zeigt ein Graffiti auf einem Zug, das an Şahin Çalışır erinnert. Ein Foto dieses Graffitis mit dem Namen seines Cousins wurde ihm zugeschickt. Es sind selbstbestimmte Formen des Erinnerns und Kämpfens, die ihm Kraft geben und Mut machen. Für ihn bedeutet es: „Nicht vergeben. Nicht vergessen. – Affetmeyeceğiz. Unutmayacağız."